„Der Rücktritt des sri-lankischen Ministerpräsidenten Mahinda Rajapaksa ist eine überfällige Zäsur und eine Chance des geschundenen Landes auf einen Neuanfang. Sri Lanka befindet sich auf dem Tiefpunkt einer politischen und wirtschaftlichen Abwärtsspirale in den Händen einer Familiendynastie.
Neue politische Kräfte und Technokraten mit ökonomischem Verstand sollten nun die Chance bekommen, eine neue Regierung anzuführen, die das Land vor weiteren Unruhen und vor dem wirtschaftlichen Kollaps bewahrt. Darüber hinaus muss die Gewalt gegenüber friedlich Demonstrierenden eingestellt, Presse- und Meinungsfreiheit wieder hergestellt werden. Zu den Herausforderungen gehört ebenso, die Integration und Gleichberechtigung aller Bevölkerungsteile nach dem Ende des singhalesisch-tamilischen Krieges 2009 endlich politisch und wirtschaftlich zu gewährleisten und damit die tiefliegenden Ursachen der Konfrontation und Polarisierung im Land zu beseitigen.
Jahrelange Vetternwirtschaft und wirtschaftliches Missmanagement haben das Land in eine schwere Krise gestürzt, die durch äußere Faktoren verstärkt wurde. Sri Lanka ist ein trauriges Beispiel dafür, wie wirtschaftlich verwundbare und schlecht regierte Staaten durch die ökonomischen Schocks der Corona-Pandemie, ausbleibenden Tourismus und jetzt die Verteuerung und Verknappung weltweiter Energie- und Nahrungsmittelimporte durch den Ukraine-Krieg vor dem Rand des Abgrunds stehen. Die Bevölkerung des südasiatischen Landes leidet am Mangel lebenswichtiger Güter wie Medikamenten und Treibstoffen.“
10.5.2022
Sri Lanka - Ausschreitungen sind Folge einer lange überfälligen Zäsur
Zu den Ausschreitungen in Sri Lanka erklärt Schahina Gambir, Mitglied im Auswärtigen Ausschuss: