Heute nimmt die Enquete-Kommission zu Afghanistan ihre Arbeit auf. Dabei geht es um weit mehr als symbolhafte Selbstbefassung: Wir müssen mit der Kommission vorankommen, um Lehren für unser künftiges institutionelles Handeln zu ziehen. Deshalb werden wir unsere Arbeit in der Kommission selbstkritisch und ergebnisoffen angehen. Nur so können wir Fehler des 20-jährigen Engagements in Afghanistan identifizieren und benennen um sicherzustellen, dass wir sie in Zukunft nicht wiederholen und unserer Verantwortung gerecht werden.
Die Bilder der flüchtenden Menschen nach dem Vormarsch der Taliban und der Ansturm der verzweifelten Afghan*innen in Richtung des Flughafens in Kabul aus dem letzten Jahr wurden zum Symbol des internationalen Abzugs und machten das politisch-strategische Scheitern des Afghanistan-Einsatzes weltweit sichtbar. Gemeinsam mit wissenschaftlicher Expertise und beteiligten Zeitzeug*innen wollen wir in der Enquete die gesamte Zeit des Engagement Deutschlands in Afghanistan aufarbeiten. Dabei werden wir die außen-, sicherheits- und entwicklungspolitischen Entscheidungen und ihr Bezug aufeinander in den Blick nehmen. Im Zusammenhang mit den jeweiligen Mandaten wurden viele Versprechungen gemacht, die nicht alle eingehalten wurden. Das hat vor allem bei der afghanischen Bevölkerung und bei den Menschen, die wir in die Einsätze geschickt haben, zu viel Frust und Enttäuschung geführt. Als Parlamentarier*innen sind wir es ihnen schuldig herauszuarbeiten, welche Fehler aus welchen Überlegungen heraus gemacht wurden und welche Lehren wir daraus für unser Engagement in künftigen Krisen ziehen können. Eine wichtige Grundlage für das Gelingen dieses institutionellen Lernprozesses wird der umfassende Zugang zu Quellen des Einsatzes sein.